John Vincent III: Songs For The Canyon

John Vincent III Songs For The Canyon Cover

Noch so ein softes Singer-Songwriter-Album im Sound der 70er? Nicht zu früh abwinken, bitte. John Vincent III hat mit seinen Canyon-Liedern einiges zu bieten.

von Werner Herpell

Upps, da hat sich aber einer kräftig bei „Easy“ von The Commodores bedient. Denkt man nach den ersten sanften Piano-Harmonien von „Dandelion“, einem Midtempo-Track des Singer-Songwriters John Vincent III von dessen neuem Album „Songs For The Canyon“. Zwar kriegt der Bursche melodisch dann noch die Kurve, so dass man nicht von einem „Easy“-Plagiat sprechen kann. Aber klar ist hier bereits, dass dieser 27-jährige Musiker aus Los Angeles und Houston knietief im watteweichen Sound der mittleren 70er steht.

Eine inspirierende Klangwelt

John Vincent III Songs For The Canyon Cover

Aber was soll auch

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verkehrt daran sein, ist dieser typische Klangkosmos der goldenen Westcoast-Pop-Jahre doch bis heute reizvoll. Gerade erst feierten Grant Davidson alias Slow Leaves mit „Meantime“, Jonathan Wilson mit „Eat The Worm“ und Jerry Leger mit „Donlands“ beachtliche Erfolge bei Kritikern und Fans – allesamt stark inspiriert von einem melodischen Americana-Folk, Softpop und Country-Rock wie vor rund 50 Jahren.

Auch John Vincent III fühlt sich in diesem stilistischen Umfeld hörbar wohl – nicht umsonst erinnert er schon im Titel seines Albums an legendäre kalifornische Singer-Songwriter-Oasen wie Topanga Canyon oder Laurel Canyon. „Songs For The Canyon“, Vincents Nachfolger des ebenso popnostalgisch betitelten „Songs From The Valley“ (2019), ist also ein edles Americana-Album, das seine Referenzen nicht verbirgt. 

„It’s rock’n’roll, but it’s folk“

Westcoast-Ikonen wie James Taylor, David Crosby oder Jackson Browne klingen in etlichen der zwölf „Canyon“-Lieder durch, für klavierbetonte Tracks wie „Highway Woman“, „Dandelion“, „When She Leaves“ oder „I Lit A Fire“ dockt er atmosphärisch und produktionstechnisch beim formidablen Elton John der Mittsiebziger und (nach eigener Einschätzung) bei Carole King an. „I think what inspired me the most is probably the vocal melodies, the lyricism, and the calmness of it. It’s rock’n’roll, but it’s folk. It’s everything I love“, räumt Vincent offen ein.

Die konkreten Songwriting-Ideen für seine erste Post-Covid-Platte kamen Vincent bei einer achtmonatigen USA-Reise mit seiner Freundin (die auf dem Album mehrfach hübsche Harmonies singt) in einem simplen Ford Transit, bei der er offenkundig viele wertvolle kreative Eindrücke gewann. „I wanted to get back to just picking up a guitar and singing over it“, sagt er. „That’s what I loved doing when I first started making music. I’d just write about what we were doing, where we were at, traveling, and living in a van.”

John Vincent III: Reisen bildet

Reisen bildet, heißt es bekanntlich. Bei John Vincent III kam dabei ein fest in der Folkpop-Historie verwurzeltes, gleichwohl nicht wirklich epigonales Singer-Songwriter-Album heraus. Schöne Scheibe.

Das Album „Songs For The Canyon“ von John Vincent III erscheint am 17.11.2023 bei Concord Records/Universal. (Beitragsbild: Albumcover) 

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